Der Klimaschutz ist nicht die grösste Herausforderung unserer Zeit, es ist die vermutlich grösste Herausforderung aller Zeiten! Um die weltweiten Klimaziele – nämlich die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius – einhalten zu können, sind heute drastische Massnahmen hin zu einer kohlenstoffärmeren Gesellschaft erforderlich. Konkret müssen die Netto-CO2-Emissionen bis 2050 auf null reduziert werden.
Wie dramatisch sich der Klimawandel auf den Lebensraum der Menschen auswirkt, zeigen die aktuellen Zahlen. Seit dem Jahr 2000 sind die weltweiten Naturkatastrophen um 60% gestiegen und allein die Schweiz hatte einen Rückgang der Gletscher um 30% zu verzeichnen. Die letzten sieben Jahre waren die sieben wärmsten Jahre seit Beginn der Messaufzeichnungen. Damit wir den Lebensraum von Milliarden Menschen auf diesem Planeten erhalten können, müssen wir jetzt handeln!
Das jährliche Investitionsvolumen zur Erreichung der Netto-Null wird bis 2025 rund CHF 13 Mrd. betragen.
Warum müssen sich Banken mit dem Klimaschutz beschäftigen?
Der Klimaschutz geht uns alle an – Regierung, Unternehmen, Private. Zur Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels des Pariser Klimaschutzabkommens sowie des Schweizer Zwischenziels in Bezug auf die Reduktion der CO2-Emissionen um 50% bis 2030 ist ein radikaler Umbau der Wirtschaft und der Gesellschaft erforderlich. Banken müssen sich mit den durch die Klimaziele neu entstandenen Spielregeln der Wirtschaft befassen und Lösungen anbieten.
In den vergangenen Jahren wurde der Klimaschutz zu einem zentralen Thema der Finanzindustrie, da Banken den Grossteil des grünen Investitionsbedarfs der Schweiz tragen können. Das jährliche Investitionsvolumen zur Erreichung der Netto-Null wird bis 2025 rund 13 Mrd. CHF betragen. Es wird davon ausgegangen, dass davon mehr als 80% und damit über 10 Mrd. CHF von Banken getragen werden können.
Für die Schweizer Banken ergibt sich dadurch ein neues Ertragspotenzial, das durch smarte grüne Finanzierungslösungen erfasst werden kann. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist der Druck des Schweizer Regulators auf die heimischen Banken bisher kaum spürbar. Der Blick über die Ländergrenzen hinweg zeigt ein völlig anderes Bild. Ausländische Banken sind Vorreiter in Sachen Klimaschutz und positiver Positionierung zu Nachhaltigkeit, da sich der westeuropäische Bankenmarkt aufgrund von regulatorischer Notwendigkeit wesentlich früher am Thema Klimaschutz ausgerichtet und gehandelt hat. Durch die strikten Vorgaben der Europäischen Zentralbank bezüglich Klimaschutz «lagern» Banken Teile ihrer Value Proposition – nämlich die Risikobeurteilung – nach Brüssel aus.
Die Schweiz hat die Chance einen anderen Weg einzuschlagen und sich chancen-orientiert dem Klimaschutz zu nähern. Regulierungsinterventionen sind in der Schweiz bisher ausgeblieben. Das Momentum für Banken ist damit passend, um die Klimadiskussion auf einer strategischen Ebene zu führen – mit einer glaubhaften Klimastrategie und einem nachhaltigen Angebot.
Um ein Klima-Champion zu werden, benötigt es eine glaubhafte, konsequente Positionierung beim Klimaschutz sowie ein Umdenken in allen Dimensionen der Bank.
Nur über mess- und sichtbare Nachhaltigkeit sind Produkte glaubhaft an den Markt zu bringen.
Nur wenn Nachhaltigkeit mess- und sichtbar ist, ist es möglich, glaubhaft Produkte an den Markt zu bringen. Dabei ist das Angebotsspektrum breit – von grünen Krediten über Transformationskredite, grünen Geldmarktprodukten, an Nachhaltigkeits-KPIs gebundene Produkte bis hin zu grünen Anleihen und Fondsprodukten.
Auch die thematischen Positionierungsmöglichkeiten sind vielfältig. Besonders die Finanzierung von Emissionsreduktionen, Erzielung von negativen Emissionen oder Unterstützung der Kreislaufwirtschaft sind aktuell im Fokus der Öffentlichkeit und Politik. Dadurch verändern sich mittelfristig auch die Kundenbedürfnisse, weshalb neue Finanzierungsinstrumente und Dienstleistungen gefordert werden.
Die Rolle der Banken entwickelt sich Zusehens weg vom «reinen Finanzierer» hin zum «Orchestrator», der Kunden bei der Platzierung von grossvolumigen grünen Projekten unterstützt. Dadurch entstehen vielfältige und spannende Positionierungsmöglichkeiten für Schweizer Banken. Nachhaltigkeit ist – ernsthaft umgesetzt – eine Chance für Wachstum, Profitabilität und positive Wahrnehmung.
Was sollen Banken jetzt tun?
1. Formulieren Sie ein klares Bekenntnis
Definieren Sie eine klare strategische Positionierung mit messbaren Zielen und KPIs und bringen Sie diese auf eine Umsetzungsroadmap. Definieren Sie «Ihr grün» und planen Sie, wie Sie dieses erreichen.
2. Schaffen Sie die Rahmenbedingungen
Die Umsetzung erfordert neue Fähigkeiten und Kompetenzen bei Ihren Mitarbeitern. Schaffen Sie die passenden Rahmenbedingungen, indem Sie die neu benötigten Fähigkeiten und Kompetenzen bei der Teamgestaltung berücksichtigen und umfassende Schulungen für Ihre Mitarbeiter anbieten.
3. Leben Sie Nachhaltigkeit im eigenen Geschäftsbetrieb
Leben Sie Ihr Zielbild glaubwürdig und arbeiten Sie an einem nachhaltigen Geschäftsbetrieb. Kaum jemand schafft das von heute auf morgen, aber seien Sie transparent in Hinblick auf die Auswirkungen Ihres Geschäfts auf die Umwelt und machen Sie diese greif- und bewertbar.
4. Kommunizieren Sie Ihre Nachhaltigkeitsstrategie
Treten Sie mit Ihren Kunden und mit relevanten Partnern in den Dialog und bilden Sie ein Netzwerk mit relevanten Playern. Das «Ökosystem Nachhaltigkeit» hat noch genügend Platz für eine Vielfalt von Mitspielern – von Grosskonzernen, KMUs bis zum Konsumenten – Banken können eine zentrale Rolle spielen, um die Transformation anzustossen.
5. Bieten Sie nachhaltige Produkte an
Unterstützen Sie Ihre Kunden bei der Transformation durch leicht verständliche und zugängliche Produkte. Viele «grüne» Chancen sind im Ausland äusserst wettbewerbsintensiv geworden – regulatorisch getrieben und mit geringen Gewinnspannen. Die Schweiz besitzt noch das Momentum, das Thema aus einer Chancen-Perspektive zu treiben.